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Weiter gehts unter "Göteborg - Kiel" !!!

14. Juli 2015 - Dienstag

Wir liegen nun seit 2 Tagen im Königlichen Yachtklub (GKSS) in Långedrag an der Göta-älv-Mündung und der Trollhätte-Kanal liegt nun auch endgültig hinter uns. Wir haben uns für diesen Hafen am Rande Göteborgs entschieden, weil er ruhiger und deutlich billiger ist, als der Marina Lilla Bommen direkt im Zentrum der Stadt - aber in ca. 20 Minuten ist man mit der Straßenbahn in der City.

           
       Långedrag - GKKS                            In der Ferne "Stahlschweine"

Der Trollhätte-Kanal war noch mal ein Abenteuer für sich - ganz anders als der Göta-Kanal. Er verläuft zwischen dem Väner-See/Vänersborg und Göteborg und folgt größtenteils dem natürlichen Flußbett des Flusses Göta Älv. Von den insgesamt 85 km ist nur eine ca. 10 km Kanalstrecke von Menschenhand gebaut - die Kanalisierung, der Sieg über die Trollhättan-Wasserfälle - mit einem Höhenunterschied von 44 m. Schon die Wikinger trugen oder schoben ihre Schiffe über Land um die Wasserfälle und Stromschnellen herum - insofern galt der Bau als technisches Wunderwerk. In den Schleusenanlagen von Trollhättan haben wir uns den Schleusenbau von drei Generationen angesehen - von 1800, 1844 und 1916. Wobei nur die "neue" Strecke heute noch genutzt wird.

                                      
Die Trollhättan-Fälle liegen heute die meiste Zeit trocken, da das Wasser durch die Wasser-Kraftwerksturbinen geleitet wird. Jetzt im Sommer werden die Tore zu den Fällen 1x am Tag für die Touris geöffnet und man kann für kurze Zeit die Gewalt des Wassers in den Fällen erleben. Selbst bei Regen haben sich jede Menge Leute eingefunden und es war echt der Hammer.

          
   Trockenes Flußbett                              Nach Öffnung der Tore

Durch den Kanal zu fahren war bißchen wie Nord-Ostsee-Kanal - zumal es hier ja auch Berufsschiffahrt gibt. Etwa 8 Frachtschiffe verkehren hier pro Tag und die passen grade so in eine Schleusenkammer - also max. 87 m lang und 12,6 m breit. Eigentlich ja nicht sooo riesig - aus der Kieler Förde sind wir ganz anderes gewohnt - aber hier wirkten sie seeehr groß ... Zum Glück wurden sie meistens Nachts geschleust.

          
     Eine Kammer voll Alice                             Fun und Alice

Außerdem wird man über die gesamte Kanalstrecke links und rechts durch Baken geleitet und die reichen teilweise echt weit ins Fahrwasser. Galgen hat Brigitte sie getauft und manchmal mußte man auch echt aufpassen um sonn Ding nicht zu übersehen ...

          
            Leitwerk                                          Brigittes Galgen

Es gibt nur 6 Schleusen und eigentlich ist es auch nicht so schwierig, das Boot kann beim Abwärts-Schleusen u.U. auch nur mit dem Bootshaken gehalten werden. Allerdings war nicht  immer klar, wo sich an der Wand die Leitern und Poller befinden, andere Boote wechselten plötzlich den Platz oder es gab dicke Felsen und Höhlen in der Wand. Die gewohnte Disziplin aus dem Göta-Kanal ließ hier sehr zu wünschen übrig ...

          
Böse Felsen in der Schleuse ...

Den Kanal überqueren 12 Brücken und die meisten davon muß man anfunken wenn man sie passieren möchte. Das war immer eine Besonderheit, da sie oft fast unaussprechliche Namen haben. Also übt man schon Stunden vorher seinen Spruch : "Järnvägsbron, Järnvägsbron for the Fun" oder Brinkebergskulle, Marieholmsbron oder oder oder ... In der Aufregung manchmal nicht so leicht, kleine Versprecher wie "we came from south" statt north kommen vor - aber wir sind trotzdem überall gut durchgekommen.

          
      Mit Bootshaken ...                                ... oder kurzer Leine

Auch im Trollhätte-Kanal gibt es einige kostenlose Übernachtungsplätze und meist sogar sehr nett gelegen - allerdings oft ohne Strom und, noch schlimmer, die Sanitären-Anlagen !!! Entweder man teilt sich das Klo mit 1000 Touris und duscht da auch ziemlich öffentlich oder es gibt irgendwo ein enges Kabuff oder gar nix. Auch wenn sich an Bord eine "leichte Verferkelung" einschleicht - tagelang ohne Dusche ist doof !!!  Irgendwie ist das ja immer wieder Thema - aber ehrlich, selbst der Königliche GKSS mit gefühlten 300 Liegeplätzen hat nur 2 Damentoiletten - da lob ich mir die dänischen Service-Anlagen ... Wir sollten einen Fragebogen ausfüllen und beim Schleusenwärter abgeben - dieser Punkt hat bei allen seeehr schlecht abgeschnitten !!!

        
    Letzte Schleuse Lilla Edet                        Schleusen-Öffnung

Ja und dann öffnete sich das letzte Schleusentor in Lilla Edet und wir fahren nach Kungälv, laut Törnführer ein schöner, ruhiger Hafen - von hier aus ist sogar Göteborg gut mit dem Bus erreichbar. Was für eine Enttäuschung - der Platz wirklich idyllisch aber leider seit zwei Jahren nur noch inoffiziell. Das heißt kein Strom - Duschen und Toiletten können allerdings auf dem Campingplatz weiter weg benutzt werden. Eigentlich ja kein Problem - aber seit 2 Tagen haben wir schon keinen Strom und Hartmut und ich wollten länger bleiben, um von hier nach Göteborg zu fahren. Wir lassen nach Absprache mit den schwedischen Nachbarn das erste Mal den Generator für 2 Stunden laufen - ja ja, nervt ja wirklich aber was nützt es, die Batterien waren am Ende und wir hatten Probleme mit der Kühlbox. Aber eine deutsche Skipperin beschwert sich fast gleich nach dem Festmachen in leider nicht soo nettem Ton ...  Na ja, zwei Tage werden es dann trotzdem - der Ort und die Festung sind einfach zu schön.

          

Am Sonntag, den 12. Juli  sind wir dann bei trübem Wetter die letzten Kanal-Kilometer hier nach Långedrag gefahren. Göteborg von der Seeseite her kennenzulernen war schon beeindruckend  - allerdings wirkt das Hafengebiet teilweise auch etwas "gammelig" - hier hätte man wohl noch keine Probleme, einen Liegeplatz für sein Hausboot zu bekommen ?!
 
          
       Der Lippenstift                                    Stena trifft Stena

Man mußte sich erst mal wieder an den Schiffsverkehr gewöhnen - Fähren, Dampfer, Ausflugsschiffe, Freizeitboote - fast mehr als auf der Förde. Göteborg hat uns auch sehr gut gefallen, auch wenn wir nur einmal durch die Stadt gebummelt sind. Endlich mal wieder Großstadt-Luft schnuppern!!! Sehr schön der älteste Stadtteil Haga mit vielen Kunsthandwerkläden und Boutiquen, in den Saluhallen (eine Markthalle aus dem 19. Jh.s) kleiner Imbiss, durch die Einkaufsmeile, an der Hafenpromenade entlang und mit dem Fahrstuhl auf den "Lippenstift" - das gestreifte Hochhaus Utkiken am Hafenrand. Super Ausblick auf die Stadt, zum Glück grade ein Sonnenloch.

          
       Blick vom Lippenstift                              Stadtteil Haga

In Långedrag haben wir noch die Pati getroffen und auch bald verabschiedet - Axel und Ralf wollen noch weiter in den Norden und erst Ende August wieder in Kiel sein. Auch Simone verlässt uns morgen, ihr Urlaub geht leider zu Ende. Wir sind alle sehr traurig und die Baltica muß dann wieder alleine klar kommen und die Heckkabine ist verwaist. Also machen sich wie am Anfang nur die Baltica und Fun zusammen auf den Rückweg. Treffen uns noch zum Abschieds-Bier und schwelgen in Erinnerungen an unsere tollsten Schleusenmanöver und Funkansagen ...

           
        Eigenwilliger Imbiss                            Abbey Road ohne Zebra

06. Juli 2015 - Montag

Es gab mal wieder kein, bzw. kein gut funktionierendes  Internet unterwegs ...

Tja, unseren Plan, mindestens 10 Tage auf dem Vänern zu verbringen, konnten wir nun auch in die Tonne drücken !!! Bei all dem Sonnenschein die letzten Tage haben wir gar nicht mehr an schlechtes Wetter gedacht und nun liegen wir schon in Vänersborg vor dem Trollhätte-Kanal und warten auf die angesagten 7-8 bft. Eigentlich wollten wir noch etwas weiter in den Norden, aber bevor wir da dann nicht rechtzeitig weg kommen - lieber auf Nummer Sicher.  Außerdem haben wir so einen größeren Puffer fürs Kattegat - wenn man da wetterbedingt auch noch den einen oder anderen Hafentag einlegen muß. Trotzdem sehr sehr schade - der Vänern hat uns gut gefallen, vor allem wieder seine tollen Schärengebiete. Also das nächstes Mal über Göteborg direkt hierherfahren.

           

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Von Sjötorp aus sind wir ja am 30. Juni nach Mariestad gefahren - ein schönes Städtchen mit heimeliger Altstadt. Die Stadt ist 1895 fast vollständig abgebrannt - aber einige Häuser haben den Brand überstanden und auch die "Neubauten" fügen sich nahtlos in den mittelalterlichen Charakter ein. Der Sommer ist nun da - auf dem Boot ist es fast schon unerträglich heiß - aber wir wollen ja nicht meckern, die kalten Tage und Nächte haben wir noch gut in Erinnerung ...

           

Am Mittwoch fand hier ein Oldtimertreffen statt - überhaupt unglaublich, wieviele Cabrios, vor allem Amischlitten,  hier herumfahren. Um 17:00 Uhr sollte es losgehen und besonders schön war es, die Autos herankommen zu sehen. Alt und Jung und ganze Familien samt Campingstühlen saßen in den Oldtimern - sehr cool eine ältere Dame mit ihren Enkeln in einem Riesen-Straßenkreuzer.


            

Unser schwedischer Nachbar hat uns dann noch schöne Ankerplätze und Häfen auf der Seekarte gezeigt - aber leider haben wir ja wegen der bevorstehenden Wetterprognose kaum was davon kennenlernen können. Wir sind dann ca. 20 sm nach Läckö-Slott gefahren - mal wieder wegen Flaute unter Motor. Hier in der Mitte des Väners liegt ein wunderschönes Schärengebiet. Teilweise sind die Fahrwasser leider nur 60 cm tief und damit für uns unpassierbar - aber auch außen herum geht es noch nett durch kleine Inseln. Der Hafen Läcko-Slott liegt direkt unterhalb des Schlosses und auf der anderen Seite Schären - sonst nix. Überraschend wenig los hier - der Sommer hat ja nun endlich begonnen und immer mehr Schweden sind unterwegs.

          
    Liegeplatz vor Läcko-Slott                 Besichtigung Sanitär-Container

Am nächsten Tag fuhren Baltica und Pati zur Insel Klitt in eine Ankerbucht und wir wollten uns den kleinen Fischerort Spiken angucken um eventuell dazubleiben. Leider war es ziemlich voll und die besten Plätze belegt - dann kann man auch lieber ankern. Also durch die Schären Richtung Klitt - unterwegs schöne Buchten aber wir konnten uns nicht so richtig entscheiden. Schließlich sollte es Naven sein - laut unserem Törnführer ein ruhiger Naturhafen mit Felsliegeplätzen. Die Zufahrt davor sehr eng aber gut betonnt - allerdings mußten wir kurz auf ein entgegenkommendes Motorboot warten. Und darum ist ES dann wohl überhaupt passiert - unser bisherige Alptraum dieser Reise!!! Wir biegen also ab Richtung Zufahrt, hinter uns auch noch ein Motorboot und schon knallts und die Fun liegt schräg im Wasser ... Wir liegen laut Plotter auf einem Felsen NEBEN dem Fahrwasser - im ersten Augenblick hab ich allerdings gedacht wir sinken und alles ist vorbei. Komische Gedanken in Sekundenschnelle: was fürn Scheiß, hier endet also unsere Tour; was nehm ich jetzt noch schnell raus hier; wie kommen wir hier wieder weg und was kostet es die Fun zu bergen ... Komischerweise hab ich gar nicht an unsere Sicherheit gedacht, obwohl wir mal wieder keine Rettungswesten trugen - das Ufer ist  ja nie weit weg in den Schären und außerdem war es tierisch heiß. Ja, ja ich weiß - alles kein Grund KEINE Westen zu tragen. Na ja - wir sitzen also auf dem Felsen, kommen nicht hin und zurück - die Fun kippt langsam nach links und rechts, bis uns schließlich ein Motorboot herunterzieht. Der Schwede fragt, ob auch mit dem Boot alles in Ordnung ist und meint beruhigend: das macht doch nichts!!! - wahrscheinlich gehört sonn Aufsitzer einfach zum schwedischen Alltag. Wir sind allerdings fix und fertig - die nächsten Tage gucken wir bestimmt 100x in den Kiel wegen eventuellem Wassereinbruch und es dauert bestimmt einige Zeit, bis wir unser seemännisches Selbstbewußtsein wiedererlangen ...

           
     Zu dritte an den Felsen                        Grillen auf unserer Insel

Wir wollten jetzt auf keinen Fall mehr in diese Bucht und auch die nächsten Anläufe zum Ankern in diversen anderen verlaufen halbherzig - zu groß sitzt der Schreck und jeder Felsen im Wasser erscheint uns feindlich gesinnt. Also beschließen wir nach Klitt zur Baltica und Pati zu fahren. Es wird dann trotzdem noch ein richtig schöner Nachmittag - erstes Baden, kleine Schlauchboottour, Grillen und vor allem der Trost der anderen.

Nach diesem wohl erst mal letzten Felsenankern fuhren wir zusammen an die Westküste des Vänern, nach Dalbergså. Mal wieder unter Motor - Flaute und heiß. Der kleine Gästehafen liegt sehr idyllisch ca. 700 m oberhalb einer Flußmündung - eigentlich nur ein langer Steg am Campingplatz. Kleine Schlauchbootfahrt den Fluß hinauf - fast wie auf der Eider. Der kleine Kiosk hat noch seine 100jährige Einrichtung - es gibt ein Grundsortiment an Lebensmitteln.

           
       Traumhaus auf Klippe                   Von Dalbersa zurück auf den Vänern

Und jetzt sind wir wie gesagt den zweiten Tag in Vänersborg und warten den Starkwind ab, ab morgen Mittag ist Entwarnung. Inzwischen pustet es schon ganz ordentlich, lange Hosen sind wieder angesagt und einige Boote verlegen sogar noch - heute Nacht solls noch schlimmer werden. Nachdem wir gestern hier angekommen sind haben wir den Platz schon 2x gewechselt, keiner schien uns sicher genug. An den Kaimauern hängen so komische Leinen und mit Heckanker wollten wir hier nicht unbedingt liegen. Aber dann haben wir uns das Anlegen mit den Moorings - so heißen diese Leinen nämlich, eine Methode z.B. üblich im Mittelmeer - angeguckt und zeigen lassen und nun liegen wir auch an sonnem Ding.

Und morgen gehts dann weiter mit dem Schleusen - diesmal auf dem Trollhätte-Kanal.